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MACHERINNEN IM INTERVIEW mit NINA

Aktualisiert: 4. Juli 2023





Nina und ich haben uns 2022 kennengelernt. Ich durfte sie letztes Jahr als Coach begleiten und habe mich sehr über ihre Zusage zum Interview gefreut.


Nina hat 2017 ihr Grafik Design Atelier 8048 gegründet. Sie bietet individuelle Papeterie für Privat- und Firmenkunden an, dazu gehört neben Eventpapeterie und Geburtskarten etwa auch das Erstelle von Logo-Designs. Zudem betreibt sie einen kleinen Onlineshop. Neben ihrer selbstständigen Tätigkeit ist Nina an der ZHAW Soziale Arbeit als wissenschaftliche Mitarbeiterin tätig.



Veroco: Was ist dein WHY? Dein Purpose, den du mit deinem Business verbindest?


Nina: Generell stellt für mich schönes Design eine Bereicherung im Leben dar. Ich liebe schöne Dinge, ob bei der Einrichtung, Mode oder eben Papeterie. In Zeiten der Digitalisierung erhält Papier wiederum einen besonderen Mehrwert, denn damit kann man anderen Menschen und sich selbst eine Freude machen und persönliche Wertschätzung entgegenbringen. Deshalb lege ich viel Wert auf Papeterie im Allgemeinen und individualisierte Papeterie im Besonderen.


Veroco: Wie hat deine Reise in die Selbstständigkeit begonnen?


Nina: Ich wollte mir mit der Ateliertätigkeit einen Ausgleich zur reinen Kopfarbeit an der ZHAW schaffen.

In der Vergangenheit hat mir das kreative Arbeiten schon immer sehr viel Spass gemacht. Zudem hatte ich erkannt, dass es in der Schweiz sehr wenig Angebote für ansprechende und nach Kundenwünschen gefertigte Papeterie gibt. Rückblickend ist für mich gar nicht mehr so klar, wie ich den Weg ausgerechnet zur Papeterie gefunden habe. Ich habe den Wunsch etwas Eigenes zu Gründen wohl schon länger mit mir herumgetragen. Sobald mit der individuellen Papeterie der Zweck gefunden war, war die Entscheidung für mich schnell klar und ich habe mich neben meinem Job selbstständig gemacht.


Veroco: Gehst du eher strategisch vor (Kopf) oder nach Gefühl?


Nina: Generell bin ich eher eine kopflastige Person. Ich mag es ordentlich und denke tendenziell eher einmal zu viel über etwas nach.

In die Selbstständigkeit habe ich einfach mal Schritt für Schritt gestartet. Ohne grosse Strategien oder Pläne vorzubereiten. Mittlerweile verlasse ich mich auch mal gerne auf mein Bauchgefühl, strukturiere und plane aber auch bei gewissen Aufgaben. Gleichzeitig bemühe ich mich auch nicht zu viel zu strukturieren, denn das löst eher Stress bei mir aus, als dass es mir hilft. Ich würde daher sagen ein guter Mix aus beidem.


Veroco: Was war deine bisher grösste Erkenntnis bezüglich Selbstständigkeit?


Nina: Am Anfang der Selbstständigkeit hatte ich die Erwartung, dass sich alles nach und nach festlegt und nach einer Startphase die konzeptionelle Planung erst einmal abgeschlossen ist.

Aber das hat sich natürlich als falsch herausgestellt. Man kann noch so viel planen, aber es kommt dann doch meist anders.

Es hat sich nie ausgeplant, man hat nie ausgelernt und es ist und bleibt ein ständiger Prozess – das ist meine bisher grösste Erkenntnis.

Ich musste auch lernen zu akzeptieren, dass es in der Selbstständigkeit wenige Konstanten gibt. Wie z. B. die Website, es gibt immer etwas zu verändern und anzupassen, sie ist irgendwie nie fertig. Aber dafür hat man jeden Tag die Gelegenheit sich wieder neu zu erfinden oder etwas zu ändern in seinem Business.

Der Luxus der Selbstständigkeit ist doch, dass man frei entscheiden kann, was gerade das Richtige ist, es muss nicht immer alles nach Plan laufen, das habe ich sehr zu schätzen gelernt.


Veroco: Hast du oft Zweifel, ob du das richtige tust, hinterfragst du manchmal dein Business?


Nina: Sicher habe ich auch manchmal Zweifel, mal grosse, mal kleine. Das gehört dazu. Wenn ich gerade nicht viele Aufträge erhalte, kommen Zweifel auf, ob ich das Richtige tue, ob ich an meinem Angebot etwas anpassen muss, ob ich aggressiver auftreten muss etc.. Manchmal frage ich mich dann; braucht es überhaupt individuelle Papeterie? Denn eigentlich handelt es sich dabei ja um ein Luxusgut. Aber Individualität ist eben etwas Besonderes und wird immer ein menschliches Bedürfnis bleiben. Auch auf Social Media begleiten mich ab und zu Zweifel. Wenn man andere Profile sieht, die erst seit kurzem selbstständig sind und gleich die grossen Aufträge erhalten. Aber der Gedanke, dass man nicht die ganze Geschichte hinter den Accounts kennt, hilft mir dann die Zweifel wieder auf die Seite zu legen. Schliesslich weiss ich ja, dass man sich nur sehr eingeschränkt mit anderen vergleichen kann.


Veroco: Wie ist es für dich als Solo-selbstständige zu arbeiten? Vermisst du manchmal ein Team? Wie gehst du damit um?


Nina: In der Regel arbeite ich gerne alleine. Ich schätze es, die Verantwortung für etwas von A bis Z zu tragen und autonom funktionieren zu können. Das war mit ein Grund, wieso ich mich überhaupt selbstständig machen wollte. Gleichzeitig lege ich schon Wert darauf, mich regelmässig mit anderen auszutauschen. Ich finde das bringt mich und mein Unternehmen enorm weiter. Ich pflege daher verschiedene Kontakte zu anderen Selbstständigen. Mit einer Person treffe ich mich fix einmal monatlich.


Veroco: Kannst du gut unter Druck kreativ sein? Was sind deine Tipps dazu?


Nina: Generell: Sobald ich entspannter bin, bin ich auch kreativer.

In den Ferien habe ich daher meistens die besten Ideen, deswegen; Notizblöckli nie vergessen!

Aber im Atelieralltag muss ich natürlich schon unter Druck kreativ sein können, das funktioniert auch. Leichter ist es aber, wenn ich es mir flexibler einteilen kann. Manchmal hat man kreative Tage und an anderen ist die Kreativität eher blockiert. Wenn ich mir verbissen vornehme, dass ich heute unbedingt kreativ sein muss, dann funktioniert es meistens nicht. Wenn ich gelassener bin, dann habe ich auch mehr kreative Ideen. Deshalb gebe ich mir mittlerweile bei Aufträgen ein bisschen mehr Zeit, damit ich mehr Flexibilität habe und mich selbst weniger unter Druck setze. Auf diese Weise habe ich den Auftrag meist schneller fertig als gedacht.


Veroco: Auf deiner Website beschreibst du dich als Perfektionistin, was bedeutet das für dich genau?


Nina: Ich meine damit, dass ich mich zu 100% ins Zeug lege für den Auftrag meiner Kund:innen und meine Arbeit stets zuverlässig, sorgfältig und professionell erledige und immer mitdenke. Ich sehe das auch als Qualitätsmerkmal, was mich als One-Woman-Show mit persönlichem Service von grösseren Unternehmen und insbesondere Angebote von der Stange unterscheidet.


Veroco: Blockiert dich der Perfektionismus auch manchmal?


Nina: Klar blockiert mich der Perfektionismus manchmal und ich benötige auf Grund dessen mehr Zeit. Zudem ist es kein gutes Gefühl, wenn man in der eigenen Arbeit immer wieder einen Fehler entdeckt, den man noch ausbessern könnte. Da habe ich in den letzten Jahren stark dazu gelernt. Irgendwann muss ja auch mal gut sein. Ich merke daher gerade, ich müsste meine Definition auf der Webseite eigentlich anpassen (lacht): 80% Perfektionismus und 20% Herzblut, das wäre die richtige Definition.


Veroco: Tauscht du dich regelmässig mit anderen Gründer:innen aus? Hast du Tipps zum Thema Netzwerken?


Nina: Ich habe nie bewusst darauf hingearbeitet ein Netzwerk aufzubauen, das hat sich irgendwie automatisch ergeben. Aufgrund eines intuitiven Bedürfnisses habe ich den Kontakt zu anderen Selbstständigen im kreativen Bereich gesucht. Durch die Teilnahme an Events kurz nach Gründung, habe ich schnell Anschluss gefunden und konnte mich vernetzen – insbesondere innerhalb der Hochzeitsbranche. Aktuell bin ich eher weniger aktiv dabei, an Netzwerkveranstaltungen teilzunehmen. Ich empfinde es als schwierig, da es so viele Angebote gibt. Ich versuche eher einzelne Personen kennenzulernen und zu kontaktieren, um mein Netzwerk zu erweitern.


Vero: Was ist deine aktuell grösste Herausforderung?


Nina: Immer wieder neue Aufträge zu generieren. Manchmal läuft es einfach nicht so gut, wobei es keine offensichtliche Erklärung dafür gibt. Die Stabilität im Einkommen ist daher meine aktuell grösste Herausforderung und in der Selbstständigkeit generell wohl schwierig zu erreichen. In manchen Monaten habe ich extrem viele Aufträge und in anderen kaum welche. Ein monatlich konstantes Einkommen ist daher kaum realistisch, aber ein stabiles Jahreseinkommen würde ich mir wünschen.


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